Aktualisiert am 02. November 2023
Windpocken (Varizellen) sind eine typische Kinderkrankheit, die meist im Alter zwischen zwei und zehn Jahren auftritt. Die Virusinfektion kann auch Jugendliche und Erwachsene betreffen. Als Anzeichen ist vor allem ein Hautausschlag zu erkennen.
Ursache für Windpocken ist eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus. Es gehört zur Gruppe der Herpes Viren. Vorkommen der Erkrankung sind weltweit bekannt.
Windpocken werden durch eine sogenannte Tröpfcheninfektion zwischen Menschen übertragen. Beim Atmen oder Anhusten sowie bei engem Körperkontakt mit erkrankten Personen werden die Viren über die Luft verbreitet. Windpocken sind hoch ansteckend.
Die Inkubationszeit bei Windpocken von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit beträgt durchschnittlich zwei Wochen. Im Einzelfall schwankt die Dauer von acht Tagen bis zu vier Wochen. Windpocken sind bereits ein bis zwei Tage vor Ausbruch der Pusteln ansteckend.
Nach Abklingen der Erkrankung schlummern die Viren lebenslang im Körper der Menschen. Bei einer Schwäche der Abwehrkräfte können diese Viren wieder aktiv werden. Nach Jahren können die Viren der Windpocken dann Gürtelrose verursachen. Dies wird häufig durch eine Schwäche der Abwehrkräfte bedingt durch Wechseljahre, Stress oder psychische Belastung ausgelöst. Von den Personen, die sich mit Windpocken infiziert hatten, erkranken ungefähr 20 % auch an Gürtelrose.
Die Symptome bei Windpocken unterscheiden sich zwischen Kindern und Erwachsenen meist durch die Schwere der Erkrankung.
Im Anfangsstadium bei Windpocken zeigen sich meist allgemeines Unwohlsein. Weitere Symptome sind:
Kopf- und Gliederschmerzen
matte und weinerliche Konstitution
Anstieg der Körpertemperatur auf 38 bis 39 °C
kleine rötliche Pappeln im Gesicht
Aus den Pappeln bilden sich in kurzer Zeit juckende Bläschen
Schwellung der Lymphknoten
Insbesondere der juckende [Ausschlag](/hautausschlag/) ist für Kinder ein großes Problem. Ansonsten heilt die Erkrankung bei jungen Patienten ohne Komplikationen vollständig ab. Die Symptome für Windpocken bei Erwachsenen ähneln denen von Kindern. Allerdings ist der Krankheitsverlauf meist länger und schwerer.
Fieber bis 40 °C
Erhöhte Anzahl von Bläschen
Verzögerte Abheilung der Pocken bis zu 4 Wochen
Erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen
Aufgrund der vielfältigen und risikoreichen Nebenwirkungen stehen Infektionen mit Windpocken im besonderen Fokus. Besonders häufig treten zusätzliche Infektionen sowie Entzündungen verschiedener Nervenbereiche auf.
Bakterielle Infektion durch Entzündung der Bläschen als häufigste Komplikation
Virale Lungenentzündung als häufige und schwerwiegende Komplikation
Schmerzhafte Nackenstarre (meningeales Syndrom)
Störungen der Bewegungskoordination in Form von Gleichgewichtsstörungen
In seltenen Fällen: Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung, Rückenmark- und Leberfunktionsstörungen
In der Schwangerschaft möglicherweise Fehlbildungen des Fötus
Die charakteristischen Windpocken entstehen aus kleinen Pusteln. Aus diesen entwickeln sich die linsengroßen Bläschen. Sie sind deutlich von Mückenstichen oder Pickeln zu unterscheiden, da Windpocken mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt sind. Ein weiteres Merkmal ist ein roter Vorhof um die Bläschen. Die Pocken beginnen im Gesicht und breiten sich von dort über den gesamten Körper aus. Im Verlauf der Erkrankung trübt sich die Flüssigkeit ein. Nach 3 bis 5 Tagen trocknen die Bläschen aus, wobei alle Stadien der Pocken gleichzeitig auftreten können.
Die Diagnose ist bei Windpocken anhand der Bläschen mit Flüssigkeit sehr leicht und eindeutig. Ein Laborbefund kann dies zusätzlich bestätigen. Eine Laboruntersuchung hilft vor allem bei asymptotisch verlaufender Krankheit mit wenigen Bläschen.
Ein Arztbesuch ist vor allem notwendig, wenn die Diagnose aufgrund weniger Bläschen unsicher ist. Auch bei starkem [Juckreiz](/pruritus/) sollte eine medizinische Behandlung erfolgen. Aufgrund des hohen Risikos einer Erkrankung an Windpocken ist für Schwangere und Babys unter 6 Monaten ein Arztbesuch zwingend anzuraten. Dies gilt auch, wenn Kinder oder Erwachsene bei Windpocken einen steifen Nacken bekommen. Dann könnten es sich um eine schwerwiegende Komplikation handeln.
Windpocken sind hochinfektiös. Deshalb können sich alle Menschen in der Umgebung mit Windpocken anstecken. Risikogruppen sind vor allem Neugeborene, Menschen mit geschwächter Immunabwehr und Personen während einer immunsuppressiven Therapie. Infizieren sich diese Personengruppen, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.
Eine Infektion mit Windpocken bei Schwangeren in den ersten beiden Trimestern kann zu einer Fehlbildung des Fötus führen. Deshalb sollte bei einer Erkrankung unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Erkrankt eine Schwangere kurz vor der Geburt an Windpocken, kann sich das Neugeborene ebenfalls anstecken. Hiermit sind mehrere Risiken für die Gesundheit des Babys verbunden.
Eine Infektion mit Windpocken bei Babys unter 6 Monaten kann einen schweren Verlauf nehmen. Es besteht kein Schutz vor der Infektion beim Säugling. Als Nebenwirkung tritt in manchen Fällen eine Entzündung der Blutgefäße auf, die zum Austritt von Blutkörpern führt. Diese Komplikation kann bei Säuglingen tödlich sein.
Windpocken werden durch Herpes-Viren verursacht. Gegen diese Virusart wurde bisher noch keine gezielte Therapie gefunden. Der Einsatz von Antibiotika ist nicht angezeigt. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, die Symptome der Erkrankung wie den starken Juckreiz zu mildern.
Der Juckreiz bei Windpocken ist sehr stark. Kratzt der Patient an den Bläschen, können sich [Narben](/narbe/) an diesen Stellen bilden. Gleichzeitig ist die austretende Flüssigkeit aus den Bläschen hochinfektiös. Gegen den Juckreiz, beziehungsweise die Narbenbildung können verschiedene Maßnahmen durchgeführt werden:
Die Verwendung von Gelen, Cremes oder Puder mit Wirkstoffen aus Zink, Gerbstoffen, Menthol oder Polidocanol ist eine gute Möglichkeit. Die Gerbstoffe helfen gegen den Juckreiz und dienen zusammen mit Zink der Heilung. Kühlendes Menthol unterstützt die Wirkung.
Bei starken Juckreiz können vom behandelnden Arzt auch Antihistaminika verschrieben werden.
Kurz geschnittene und glatt gefeilte Fingernägel hinterlassen beim Kratzen wenig Spuren und Bläschen bleiben geschlossen. Dadurch wird die Narbenbildung vermieden.
Es gibt mehrere Hausmittel, die einen hohen Anteil an Gerbstoffen enthalten. Hierzu gehören grüner und schwarzer Tee, Hamamelis und Kamille. Richtig zubereitet, eigenen sich diese Hausmittel sehr gut gegen Juckreiz bei Windpocken. Beim Kauf oder der Zubereitung sollten einige Punkte beachtet werden.
Schwarzer oder grüner Tee sollte mindestens zehn Minuten ziehen, damit ein hoher Gehalt an Gerbstoffen erzielt wird.
Es sollte nur Hamamelis aus Rindenextrakt verwendet werden. Dieser enthält den höchsten Anteil an Gerbstoffen. Im Gegensatz dazu kommen in Hamamelis Wasser keine Gerbstoffe vor, sondern ätherische Öle.
Bei Kamillentee ist das Ausdrücken des Teebeutels sinnvoll, um den Tee mit Bitterstoffen anzureichern.
Hamamelis verringert nicht nur den Juckreiz, es ist auch entzündungshemmend, zusammenziehend und antiviral. Besonders geeignet sind Umschläge mit Hamamelis. Diese können vor der Behandlung im Kühlschrank abgekühlt werden, was die Wirkung gegen den Juckreiz verstärkt. Ein ähnlicher Erfolg gegen den Juckreiz kann durch grünen oder schwarzen Tee erreicht werden. Zusätzlich ist der Einsatz einer Schüttellösung aus Hamamelis, Kamillentee und Zinkoxid zu empfehlen. Dadurch werden die Bläschen eingetrocknet und die Haut heilt schneller ab. Dies kann einer Infektion vorbeugen.
Windpocken bei Kindern dauern bis zu zwei Wochen. Die Ansteckungsgefahr endet, wenn alle Bläschen verkrustet sind. Dies ist im Durchschnitt sechs Tagen nach Beginn der Pusteln erreicht. Erwachsene müssen mit einer längeren Krankheitsdauer rechnen.
Aufgrund der vielen und schweren Risiken wurde bei Windpocken eine Impfung eingeführt. Diese wird heute für Kinder ab 11 Monaten von der Stiko empfohlen.
Der Impfstoff bei Windpocken besteht aus den Varicella-Zoster-Viren, die die Erkrankung verursachen. Allerdings sind die Viren so stark abgeschwächt, dass keine Ansteckung dadurch erfolgen kann.
Wird die Impfung zweimal durchgeführt, bietet sie einen umfassenden Schutz von 95 Prozent. Eine Infektion trotz Impfung ist dementsprechend selten. Hat sich eine Person trotzdem infiziert, ist der Verlauf der Windpocken deutlich leichter. Auch das Risiko von Nebenwirkungen ist sogar bei Erwachsenen deutlich geringer.
Die Impfung kann als Erwachsener nachgeholt werden. Es wird der gleiche Impfstoff in anderer Dosierung verabreicht. Bei bestehendem Kinderwunsch ist eine Impfung angeraten, wenn bisher noch keine Immunität gegen Windpocken besteht.